Die Geschichte von den Euwerfarken…

 

Es begab sich zu der Zeit nach der Jahrtausendwende, als sich neun echte Kerle vornahmen, eine eigene Kompanie im Moorkamper Westen zu errichten. Es war ein schöner milder Herbsttag, der Himmel war klar und heiter, und die Natur trug das schöne und goldene Kleid, mit welchem man immer, in Gedanken, den Begriff des Überflusses verbindet. Die Wälder hatten sich in ihr gesetztes Braun und Gelb gekleidet, während einige Bäume von der zarten Sorte durch die Kälte schon glänzende purpur- und scharlachrote Anstriche erhalten hatten. Dahin ziehende Reihen wilder Gänse fingen an, sich in der Luft sehen zu lassen und der entrückte Schlag der Wachtel war von Zeit zu Zeit von den benachbarten Stoppelfeldern her zu vernehmen. Kurz gesagt, es war der 24. Oktober 2000. Just dieser Herbstabend war erkoren worden und die neun wackeren Männer gründeten die 51. Kompanie. Frohen Mutes, ein munteres Liedchen auf den Lippen hielten sie noch am gleichen Abend unter der Leitung vom damaligen Bataillonskommandeur Franz Kampers, ihre erste Kompanieversammlung ab. Der Weg von einer Fraktion Gleichgesinnter zu einer autonomen Kompanie wurde durch die Wahl eines Kompanievorstandes besiegelt.

 

War der Wagemut auch eine Tugend, die es auf dem Pfad zum Kompanievorstand  zu beachten gab?  Nun denn, zum ersten Kompaniechef wurde Norbert Niedfeld und Norbert Schwerter zum ersten Kompanie-Feldwebel berufen. Beschwingt vom neuen Abenteuer gesellten sich ihnen Gerd Schmidt als Kassierer und Jürgen Uptmoor als Sanitäter und Schriftführer dazu.

 

Zuvor mussten sie, im tiefsten Westen des Moorkamps, in scheinbare Zeitlosigkeiten dringen, wo geheimnisvoll beständiges Wasser von den Dämmen rann und in unergründlichen Schlünden von Dunst bedeckte Teiche bildete, deren Oberflächen vielfach einen sumpfigen Hauch erfuhren. Nur hier und da bewegte sich eine verhuschte Kreatur und wo ab und zu vielleicht einmal ein abbröckelnder Stein oder Ast die Gewässer berührte. Hier, wo sich eine schöne Natur selbst geschaffen hatte, mussten sie begreifen, hier war, hier ist ihr Euwer*).

 

Diese Landschaft wurde zum Synonym für die 51. Kompanie, zum Kompanienamen: Moorkamper Euwer. Selbst nannten sich die verwegenen Schützen, einer Legende entsprechend, „Euwerfarken“. Dieser Überlieferung nach hatte hier im Moorkamper Euwer einst eine Wildschweinrotte ihr Unwesen getrieben und sich ehedem über die Rüben und Runkeln hergemacht. Das Kompaniewappentier wurde daher auch der Keiler.

 

Eine unverbürgte Darstellung hielt sich allerdings beharrlich. So erzählte man sich, dass, wenn Norbert früher vom Spielen nach Hause kam, seine Mutter ihn mit den Worten tadelte: „Du süsst ja al weer ut, as'n Euwerfarken.“

 

Der Sommer am Euwer im Jahr 2001 war ein wunderschöner Sommer. Der Regen hatte noch keinerlei Anzeichen gemacht, diesen Monat niederzuschlagen. Das Wetter war herrlich, doch die Euwerfarken hatten es nicht einmal wahrgenommen. Sie warteten auf das Datum, das sie erfüllen sollte.

 

Am 8. Juli 2001 pilgerten sie mit neun aufrechten Schützen los in ihr erstes Schützenfest, begleitet von Trommelschlägen und jubilierenden Pfeifen. Es steckten große Schwärmereien in ihnen. Die Resonanzen rüttelten die Nerven und die Füße begannen, wie von selbst zu marschieren. Erst als die Klänge in der Ferne verstummten, wussten sie, dass sie zum ersten Mal in ihrer eigenen Chronik den Schützenplatz als Kompanie erreicht hatten.

 

Und immer noch merkt man, bei der Erwartung auf das nächste Schützenfest, die Aufregung bei den Schützen. Die Euwerfarken geraten in Verzückung, wenn irgendwo ein Trommler- und Pfeiferlied erklingt. Das von der Vorfreude aufgeregte Herz, pflanzt die Aufregung auf alle Adern fort, treibt das Blut kräftiger und schneller und passt es unweigerlich dem Rhythmus der Klänge an. Ab dann werden nur noch die verbleibenden Tagesanbrüche bis zu dem Großgeschehen gezählt.

Indessen gibt es 20 Euwerfarken, die das Glück haben, die Exklusivität so einer Freundschaft erleben zu können. Sie ist nicht aufgrund einer Seltenheit gegeben, sondern, weil sich 20 begeisterte Herzen als Kompanie unter dem Keiler-Banner gefunden haben.

 

Im gleichen Jahr wurden die sportlichen Begabungen der noch jungen Einheit gefordert. Denn das Bataillon, das sie treu aufgenommen hatte, übte im Zweijahrestakt, die Geschicklichkeit ihrer Schützen in einem Fußballturnier. In der hochsommerlichen Wärme, die den Sportplatz in flimmerndes Licht tauchte, wurde das erste Turnier ausgetragen. Voll Entschlossenheit und beseelt von Selbstsicherheit trugen sie Spiel um Spiel aus. Doch war es nur ihre Unerfahrenheit oder nur der Übermut, der sie mit Ernüchterung feststellen ließ, dass hier sportliche Duelle ausgetragen wurden, für die sie noch nicht bereit waren. Die Begabung, die noch fehlte, war der Impuls nach mehr. Der FC Euwerfarken war geboren. Die folgenden Turniere waren die idealen Maßnahmen, um ihre eigenen Fertigkeiten zu verbessern. Und im Turnierjahr 2005 konnten sie ihren ersten Sportpokal in den Händen halten.

 

Der Hauptmann hatte die Kompanie beachtlich durch die ersten, aufregenden Schützenjahre geführt und war dabei ehrwürdig ergraut, vielmehr war sein einst lockiges Jahr rar geworden. Der Winter ging hin, endlich kam ein warmer, schöner, sonniger Frühling ins Land. Die Felder standen grün, der Himmel war blau und hell. Nun schien es für den alten Kompaniechef an der Zeit gekommen, das Ruder in eine andere Hand zu legen. Im Frühjahr 2004 wählten die Schützen ihren neuen Vorstand und Norbert Schwerter übernahm die Kompanieführung mit Konrad Sieverding als pflichtgetreuen Spieß an seiner Seite. Die Weiterführung der chronologischen Erinnerungen wurde in die treuen Hände von Yannick Schwerter gegeben. Und seit dem Jahr 2005 hält der neue Finanzvorstand Stefan Wilke die Zahlungsmittel sorgsam beisammen.

 

Mit überlegter Berechnung hatte sich der Sanitäter schon früh um die Ausbildung eines Nachfolgers gesorgt. Nach Abschluss seiner Lehre im Jahr 2007 konnte Matthias Meiners seinen Dienst als neuer Sanitäter antreten.

 

Die Kompanie war nun schon beachtlich gewachsen und die Kompanieführung verlangte nach Unterstützung. Das Stabspersonal wurde infolgedessen 2008 mit der neu geschaffenen Position eines GvD ausgestaltet.

Im Jahr 2009 berief das siebte Bataillon den langjährigen Kompaniefahnenträger Marvin Schwerter in den Bataillonsfahnenzug. Das erhabene Keiler-Banner der 51. Kompanie wird seit dem von Hubert Bröring getragen.

 

Bei der Familie Uptmoor fanden die Euwerfarken eine Herberge und eine freundliche Aufnahme in ihre gemütlichen und gepflegten Räumlichkeiten. Das Quartier steht der 51. seit Anbeginn als Gefechtsstand und Unterkunft zur Verfügung.

 

Seit dem Sommer 2003 unterhält die 51. Kompanie eine sehr herzliche Verbindung zum Schützenverein St. Hubertus Neubörger e.V. Bisweilen fanden schon einige unvergessliche gegenseitige Besuche statt, die halfen das treue Band der Freundschaft zuverlässig weiter zu knüpfen.

 

Bis heute haben die Euwerfarken mit ihren Familien viele schöne und auch aufregende Erlebnisse erfahren. Und die Geschichte geht weiter. Die kannst du, lieber Leser, Jahr um Jahr in den Geschichten aus dem Kompanieleben weiter lesen.

 

 „Und sie leben glücklich und zufrieden...“

Text: Norbert Schwerter                                                                                                         *) feuchtes Gebiet